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  • Griechische Weine

Seitenblick nach Zypern

Zwar widmet sich diese Webseite spezifisch Wein aus Griechenland, schon aufgrund der langen gemeinsamen Geschichte wollen wir aber natürlich auch immer wieder mal einen Seitenblick nach Zypern werfen.


Und was wir da heute als erstes ins Auge fassen ist ein Roséwein aus den einheimischen Rebsorten Lefkada (80%) und Mavro (20%), den Akti 2021 von der Kyperounda Winery.



Der Name der erstgenannten Rebsorte ist irreführend, denkt man doch sofort an Weißwein (vgl. λευκός = „weiß“). Bei dieser Cuvée handelt es sich aber nicht um einen Verschnitt von Rot- und Weißwein. Lefkada ist vielmehr eine Rotweinrebsorte mit durchaus beachtenswertem Farbstoff, hat ihren Namen schlicht von der gleichnamigen Insel, von der sie stammt. Bei „Mavro“ stimmt die Etymologie dann aber wieder. Also zwei dunkle Rebsorten, die aber sehr sachte extrahiert wurden und einen Roséwein beinahe im Provence-Stil ergeben. In der Nase ist er aber expressiver, vor allem fruchtiger. Pfirsich dominiert die Aromatik. Am Gaumen stört momentan das Kohlendioxid leider noch sehr. Der Geschmacksverlauf bleibt hinter diesem einfach größtenteils verborgen. Die Nachverkostung am nächsten Tag zeigt aber, dass dies ein durchaus ernstzunehmender Wein ist, der mit seiner Kräuterigkeit auch durchaus herauszufordern weiß. Ein sehr guter Wein von 16 Punkte, in den sich sicher viele verlieben werden, denen diese Stilistik sehr zusagt. Mehr zu Roséwein aus Zypern gibt es hier zu lessen.


Als nächstes, wenden wir uns zypriotischem Rotwein zu. Das Ktima Anaxagora hat uns dazu die Jahrgänge 2018 und 2019 ihres reinsortigen Maratheftikos zugeschickt und wir haben diese bereits letztes Jahr verkostet.


Der 2019er beeindruckte damals mit satter dunkler Frucht, vor allem Brombeere, in der Nase. Dazu kam jedoch auch ein recht stechender Alkohol bei eigentlich nur 13,5% - und damit ein leicht medizinischer Eindruck. Holz zeigt sich mit recht subtilen Rauchnoten. Am Gaumen dominiert dann ein angenehm dichtes, aber leider noch (d.h. damals, 2021 zumindest) etwas zu unreifes Tannin. Positiv bindet sich hier Aromatik von Amarena-Kirschen ein. Insgesamt zeichnet sich hier ein recht gut ausbalancierter Wein ab, denn die Säure ist durchaus angemessen. Der Wein verdient hervorragende 16,5 Punkte.


Noch besser ist allerdings der 2018er. Ob der 2019er an dessen Wagemut mit mehr Reife herankommt, wird sich zeigen müssen. Beim ein Jahr älteren Wein fallen zunächst die animalischeren Noten auf, deren unangenehme Komponenten jedoch bald verfliegen. Am Gaumen überlagern sich Kaffee- und Vanillenaromatik. An Frucht dominiert Pflaume. Freilich, der stilistisch recht ähnliche Katogi Averoff tritt insgesamt runder und gefälliger auf, hat zugleich aber auch die angenehm herausfordernde Dimension. Allerdings: Das Holz fasziniert uns hier dann doch eine Spur mehr. Leder, nasses Unterholz, ein wenig Kaffee. Das verdient hervorragende 17 Punkte. Grundsätzlich ist bei diesem Wein auch noch mehr drin. Ein wenig fehlt ihm jedoch dann die Balance, die es einem erlauben würde, die Komplexität angemessen wahrzunehmen. Wie gesagt: Ob der 2019er hier einen Schritt in die richtige Richtung darstellt, muss sich erst noch zeigen.


Yiannis Karakasis hat vor einigen Jahren zum Ausdruck gebracht, dass ihn die Maratheftiko-Rebe bisher nicht voll überzeugt hat. Die von ihm genannten „rustikalen“ Noten mögen etwa auch beim Wein von Anaxagora manchen Weintrinkern unangenehm aufstoßen. Bevor die sich aber ein Urteil über den Maratheftiko erlauben, sollten sie zumindest noch den Alma von der Kyperounda Winery ausprobieren.



Im Glas fällt dieser Wein sofort durch eine seltene Kombination von einerseits einem satten violetten Farbton und andererseits großer Transparenz auf. Auf die Nase trifft viel Erdbeer-Aromatik und dazu Veilchen-Duft. Am Gaumen gleitet der Wein mit seinen 12,5% dann nur so dahin. Nicht zuletzt durch die gute Säure bietet er sich von der Stilistik allen Spätburgunder-Fans an, die von der Opulenz griechischer Weine sonst erschlagen sind. Um wirklich gänzlich zu überzeugen, fehlt dann aber doch eine Spur Extrakt. Neun Monate Barrique-Ausbau verleihen dem Wein zwar Tannin, aber der Wein ist insgesamt doch eher saftig als samtig. Bisher sehr gute 16 Punkte, aber zugleich auch das Versprechen von sehr viel Potenzial, womöglich in der Zukunft noch eine echte Alternative zu überextrahierter Trinkmarmelade. Mit ein wenig Feinschliff kann hier noch viel geschehen. Auf jeden Fall beachtenswert: Während viele griechische Rotweine an der klassisch ja eigentlich gemüselastigen mediterranen Küche scheitern und ihre Stärke nur bei Grillgerichten ausspielen können, hat man hier eine echte Option für vegetarische Gerichte. Wir hatten dazu pikante Kuchen mit Ratatouille und Basilikum-Pesto gemacht – und im Nachhinein gesehen, dass wir damit intuitiv ganz nah an der Expertenempfehlung lagen (Andreas Kyprianou hat hierzu einen interessanten Beitrag geschrieben.) Die können wir auf jeden Fall weitergeben.


Bevor wir zu den Weißweinen kommen, soll zumindest noch eine weitere dunkle Rebsorte angesprochen werden, die Mavro Ampelisimo, von der uns das Weingut Santa Irene den Laxia 2019 geschickt hat.



Hier tritt eine ganz klare, vielleicht sogar etwas zu geradlinige, Kirschfrucht an die Nase heran. Im Hintergrund spielt noch ein wenig Wachs eine Rolle. Am Gaumen zeigt sich das eingesetzte Holz dann mit sehr feinen Toast- und Vanillearomen. Die Tanninstruktur ist weich wie bei einem Merlot. Eigentlich sollte man meinen, dass ein Wein, über den man nur kurz sprechen kann, nicht sehr hoch bewertet werden. Aber dieser ist einfach so gut. Deswegen auch großartige 17,5 Punkte – und mit unter 10€ ein unglaubliches Preis-Leistungs-Verhältnis.


Nun aber zu den Weißweinen von Zypern. Den Anfang macht der Xynisteri 2020 vom Ktima Anaxagora.



In der Nase zeigte sich dieser Wein bei der Verkostung im Vorjahr sehr elegant. Keinerlei überreife Töne. Vielmehr: Rhabarber, Pfirsich und Holunderblüte. Am Gaumen nimmt der Wein dann einen sehr komplexen Verlauf. Zunächst ist er sehr mundfüllend, aufgrund der nur 12,5% aber nicht nachhaltig cremig. Für wirklich elegante Stilistik hat er leider etwas zu wenig Struktur, auch wenn dann nochmal etwas spät doch noch ein Säue-Peak kommt. Im, zugegeben überraschend langen, Nachhall ist er dann leider etwas metallisch. Ein zweifelsohne faszinierender Wein, der letztlich aber noch etwas zur Ruhe kommen muss. Wir geben sehr gute 16 Punkte und sind gespannt, wo die Reise noch hingeht.


Wer Xynisteri in einer ganz anderen Variante probieren möchte, könnte etwa zum Vounoplagia 2019 von Santa Irene greifen.



Hier fallen sofort die überreifen Noten auf, vor allem Quitte. Auch florale Noten verleihen dem Wein eine gewisse Schwere, da hier vor allem an Klatschmohn zu denken ist. Dazu kommen dann aber auch noch Kräuter wie Minze und ein Hauch von Eukalyptus, sodass der Wein trotzdem Frische ausstrahlt. Am Gaumen ist dieser Wein fordernd, auch durch den Gerbstoff. Die Säure ist hingegen angenehm, der Alkohol von 13,5% sehr gut im Lot. Im Abgang ist der Wein animierend. Er drängt sich geradezu als komplexer Essensbegleiter auf. Besonders spannend: 20% werden in Amphoren („pitharia“) ausgebaut. In diesem Blogbeitrag gibt es einige schöne Fotos. Bei uns gibt es hervorragende 16,5 Punkte.


Wie gut Xynisteri auf unterschiedlichen Ausbau anspricht und wie viel Potenzial in der Rebsorte steckt, zeigt letztlich der Petritis 2020 von der Kyperounda Winery.

In diesem Wein aus der PGI Limassol kommt der Wein mit viel Fruchtsüße an den Gaumen, bevor sich dann das Holz nach und nach in den Vordergrund arbeitet. Der Wein ist vielschichtig und zugleich verspielt, ohne dass das aber dem Trinkfluss abträglich wäre. In großen Höhen angebaut, kommt der Wein mit ihm sehr gut stehenden 13% Alkohol daher. In der Nase ist der Wein ein wenig schüchtern, sonst wäre er ganz groß. So kommen wir aber auch schon auf hervorragende 17 Punkte.


Wein aus Zypern ist ein Thema für sich. Aber schon dieser kurze Seitenblick war für uns äußerst aufschlussreich. Wir freuen uns darauf, auch in Zukunft noch mehr über diese Weine lernen zu dürfen!


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