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  • Griechische Weine

Agiorgitiko in allen Varianten

Einer der höchstbewerteten Weine des letzten Jahres – der Areti rot 2013 vom Ktima Biblia Chora – der bei uns 18 Punkte bekam, war ein reinsortiger Agiorgitiko. Es ist also dringend an der Zeit, dass wir uns dieser Rebsorte (in welche Yiannis Karakasis hier einführt) detaillierter widmen. Den Beginn sollen zwei Beiträge machen, in denen wir einige Weine besprechen, an denen sich bereits sehr viel von dieser Rebsorte erschließen lässt. Im nächsten Post soll es um Cuvées gehen. Heute jedoch steht der Agiorgitiko alleine im Scheinwerferlicht.


Nemea 2018 vom Palivou Estate

Den Anfang macht ein Wein aus der PDO, welche die Rebsorte überhaupt erst bekannt gemacht hat. Wobei – wer beim Weintrinken eher international unterwegs ist, wird beim ersten Schnuppern an diesem Wein erstmal kurz stutzen und einen zweiten Blick auf das Etikett werfen und verdutzt die Jahreszahl betrachten. Ja, zugegeben, Agiorgitiko ist nicht der größte Alterungskünstler, oxidative Noten merkt man hier schon (verkostet wurde in der ersten Hälfte 2021) deutlich. Sehr viel älter muss dieser Wein wirklich nicht werden. Wer, am anderen Ende des Spektrums griechischer Weinversessenheit, hingegen im Norden der Peloponnes önologisch ganz versiert unterwegs ist, wird zufrieden feststellen, dass der etwas außerhalb der PDO vinifizierte Agiorgirtiko von der Giannikos Winery (den wir hier besprochen haben) mit diesem jetzt innerhalb von Nemea produzierten Wein doch eine stilistisch sehr passende und geographisch naheliegende Parallele aufzuweisen hat. Irgendwie hält der Wein also so für ziemlich jeden seine kleinen Offenbarungen bereit. So viel Kirsche und Erdbeere und zugleich so viel Kräuter – was will man von einem Nemea eigentlich mehr? Für diesen Preis von unter 10€ absolut gar nichts. Und deswegen sind hervorragende 17 Punkte wirklich angemessen.


Geometria Agiorgitiko 2020 von Lafazanis Winery


Wie auch beim Agiorgitiko von Giannikos, steht auch hier kein „PDO Nemea“ auf dem Etikett, sondern „PGI Peloponnes.“ Diesmal liegt es nun wirklich nicht am Standort des Weingutes (die Giannikos Winery liegt bei Korinth, also außerhalb der PDO) – denn dieses Gut steht absolut zentral, beim antiken Kleones. Aber es wird auch ein Anteil von Trauben aus Korinth verarbeitet. In der Nase zeigt sich Butterkaramell, das am Gaumen dann ganz klassisch als Sauerkirsche wieder auftaucht. Dazu eine ordentliche Portion schwarzer Pfeffer. Der Abgang ist mittellang mit Himbeere und roter Johannisbeere und zeigt, dass ein Agiorgitiko auch ganz ohne Holz, aber mit viel animierendem Trinkfluss, Spaß machen kann. Dafür sorgen auch die recht faszinierenden Anklänge in der Nase nach Feuerstein und frisch angefeuchtetem Flussbett. Ein sehr guter Wein mit 16 Punkten, der in seiner Stilistik ruhig öfter vorkommen dürfte.


Agiorgitiko Cube 2015 von Panagiotopoulos Wines


Agiorgitiko ist auf der Peloponnes aber längst nicht nur mehr in Nemea und der Umgebung zuhause. Auch in der PGI Trifilia, Teil der PGI Messinien, produziert Panagiotopoulos Wines in der Premiumlinie einen beachtlichen Agiorgitiko – beachtlich vor allem deshalb, weil der Wein auch im siebten Jahr noch keine Anzeichen von Schwäche zeigt. Er tendiert eher in eine rustikale als filigrane Stilistik, ist noch immer sehr vom Holz geprägt, profitiert aber zugleich sehr davon, nur mit 13% Alkohol daherzukommen. In der Nase ist er sehr würzig, erinnert an Currykraut. Die Primärfrucht zeigt sich gerade im Abgang immer noch sehr frisch. Mit längerem zeitlichen Abstand bleibt der Eindruck einer zerkauten Kaffebohne. All das reicht für hervorragende 16,5 Punkte. Dass er dazu noch ab Hof nur (für die Qualität wirklich lächerliche) 6,80 € kostet, spricht für das große Potenzial der international sehr vernachlässigten Westküste der Peloponnes.


Emphasis, Agiorgitiko 2016 vom Ktima Pavlidis

Zu guter Letzt wollen wir auch noch einen Blick über den Tellerrand der Peloponnes wagen. Immerhin waren wir ja auch schon mit dem Areti vom Ktima Biblia Chora in Nordgriechenland. Auch mit dem Emphasis vom Ktima Pavlidis, jetzt in der PGI Drama, haben wir es mit einem Klassiker zu tun, was die Etablierung dieser Rebsorte so fern ihrer Heimat angeht. Wir schließen diesen Beitrag also mit einer gewissen Inclusio. Allerdings fällt die Begeisterung über diesen stilistischen Kniff etwas verhalten aus. Denn dieser Agiorgitiko aus dem Jahr 2016 zeigt sich in der Nase doch noch sehr jung – so ungestüm, dass wir ein wenig Zweifel an der Flasche haben. Der Eindruck ist von Aromen wie Zedernholz bestimmt. Dies setzt sich als Konstante bis in den Nachhall des Weines fort. Das Tannin füllt den ganzen Mund aus, ist momentan aber noch zu erschlagend – das Holz bei weitem nicht so harmonisch eingebunden wie bei der Cuvée mit Syrah – dem „Thema rot“ – desselben Weingutes. Es zeigt sich am Gaumen ein wenig Himbeere, im mittellangen Abgang kommt noch Sauerkirsche hinzu. Ein Wein, der bereits sehr gute 16 Punkte verdient – aber sicherlich noch weitaus mehr Potenzial hat und seine Frucht momentan nur andeuten kann. Darauf lässt zumindest schließen, dass Mark Squires für den Wine Advocate 2019 den Jahrgang von 2012 dem Wein 92 Punkte verleiht und ihm dabei eine sehr gute Frucht attestiert – und das starke Holz nach einer halben Stunde bereits verfliegen sieht. Davon war bei uns auch noch nach Tagen nichts zu sehen. Ein Wein, auf den wir sicherlich nochmal in einem größeren Reifegrad zurückkommen werden. Leichte Zweifel an der Qualität der einzelnen Flasche bleiben also vor dem Hintergrund der hier offen anzusprechenden Diskrepanz. Sollten wir hier bei zukünftigen Proben noch andere Eindrücke gewinnen, werden wir das natürlich vermerken. Ganz verzichten wollen wir auf die Notiz aber auch nicht. Denn einen klassischen Fehler sehen wir hier nicht am Horizont. Und außerdem leitet dieser Schluss einfach auch zu schön zum nächsten Beitrag über, als dass wir diesen Eindruck ganz hätten streichen können. Denn im nächsten Beitrag geht es dann auch unter anderem um die genannte Cuvée aus Agiorgitiko und Syrah vom Ktima Pavlidis, mit welcher das Weingut Innovatives geleistet hat.


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